Orgeln

Schönwalde Glien Dorfkirche

Prospektansicht der Wagner Orgel von 1739 in Schönwalde Glien, Brandenburg, Deutschland

Projektart:

#Kirchenorgel #Orgeln #Restauration

Restaurierung und Rückführung der Wagner Orgel von 1739 in Schönwalde Glien

Zur Geschichte

Die Orgel der Dorfkirche Schönwalde wurde von Joachim Wagner (1690-1747) im Jahre 1738/39 erbaut. Den größten Kostenanteil übernahm hierfür Herr von Rosey.
Die Orgel wurde im 19. Jahrhundert klanglichen Veränderungen unterzogen, die dem vorherrschendem Zeitgeschmack geschuldet waren.
Im Jahre 1935 restaurierte bzw. rekonstruierte Alexander Schuke Orgelbau (Potsdam) die Wagner Orgel. Die  originale Disposition wurde wieder hergestellt, die Posaune 8’ im Pedal und die Diskanttrompete 8’ im Hauptwerk kamen wieder in das Werk. Auch der Prospekt erhielt wieder Zinnpfeifen. 1970/71 wurde eine Restaurierung im denkmalpflegerischen Sinne durch die gleiche Firma vorgenommen.

 

Mechanik der Wagner Orgel von 1739 in Schönwalde Glien, Brandenburg, Deutschland
Registerzüge der Wagner Orgel von 1739 in Schönwalde Glien, Brandenburg, Deutschland
Mechanik hinter dem Spieltisch der Wagner Orgel von 1739 in Schönwalde Glien, Brandenburg, Deutschland

Disposition der Orgel

Man Hauptwerk C,D-c’’’
Principal      4’     (Prospekt); C,D-c’’’, 15 stumme Pfeifen(1935 Schuke)      Innenpfeifen Wagner
Gedackt      8’     Wagner; C-c° Holz neu Schuke nach Wagner, cs’-c’’’
Rohrflöte      4’     Metall, Wagner; fs’’- c’’’ konisch offen, Deckel nicht original, mit z.T.  alten Röhrchen,
Nassat        3’     Metall, Wagner; C,D-h’ als Rohrflöte; c’’- c’’’ konisch offen, Deckel nicht original, mit z.T.  alten Röhrchen
*Octave       2’     Metall, Wagner; cs’’, fs’’ neu nach Wagner-Mensur
*Quinte    1 ½’     Metall, Wagner; h’’, c’’’ neu nach Wagner-Mensur
Cornett 3f.           Metall, Wagner; 3 Pfeifen neu nach Wagner-Mensur
Mixtur 4f      1’     Metall, Wagner; 23 Pfeifen neu nach Wagner-Mensur
Trompete     8’     Metall, ab c’  Schuke / Giesecke 1934, im Holzblock

Pedal              C,D-c’
Subbaß       16’    Holz, Wagner; 14 neu nach Wagner-Mensur
Octave          8’    Holz, Wagner; ds°, g° neu nach Wagner-Mensur
Posaune       8’     Kupferbecher; Stiefel Holz; Schuke / Giesecke 1934

Die neugebauten Pfeifen bzw. Deckel stammen aus den Restaurierungen 1934/71. Diese sind in der Bauart und Form nicht originalgetreu nachgebaut worden. Auch sind die Spundgriffe und Spunde nicht originalgetreu nachgebaut worden.
Manualumfang C,D-c’’’
Pedalumfang C,D-c’
* Baß- bzw. Diskantteilung bei h° / c’
Nebenregister: 2 Sperrventile, Kanaltremulant, Zug zu den 2 Zimbelsternen, Calcantenglocke
Windanlage:     2 Keilbälge (original Wagner), Winddruck 76 mm Ws

Stimmung:        gleichschwebend, Chorton, a’=448Hz bei 15°C

Pfeifenwerk

Manual
Principal 4’
Rekonstruktion der Prospektpfeifen in originaler Mensur und Bauart nach Wagner (in englisch Zinn, Mittelturm mit eingelöteten Rundlabien, alle anderen Felder mit Rundlabien bzw. Spitzlabien, Innenpfeifen überarbeiten, Pfeifenmündungen restaurieren.

Gedackt 8
Überarbeitung der Pfeifen, Holzpfeifen auf Dichtigkeit kontrollieren. Originalgetreuer Nachbau der Holzpfeifenspunde und Griffe, Neubau der Metalldeckel aus originalgetreuem Material, Belederung und Zargenhöhe.

Rohrflöte 4’
Überarbeitung der Pfeifen, Neubau der Metalldeckel aus originalgetreuem Material, Belederung und Zargenhöhe, unter Verwendung der z.T. originalen Röhrchen.
Originalgetreuer Nachbau des f°
Die Pfeifenmündungen der offenen Pfeifen  restaurieren.

Nassat 3’
Überarbeitung der Pfeifen, Neubau der Metalldeckel aus originalgetreuem Material, Belederung und Zargenhöhe, unter Verwendung der z.T. originalen Röhrchen.
Originalgetreuer Nachbau des f°
Die Pfeifenmündungen der offenen Pfeifen  restaurieren.

Octave  2’
Überarbeitung der Pfeifen, die Pfeifenmündungen restaurieren.
Originalgetreuer Nachbau der Pfeifen cs’’ und fs’’

Quinte  1 1/2’
Überarbeitung der Pfeifen, die Pfeifenmündungen restaurieren.
Originalgetreuer Nachbau der Pfeifen h’’ und c’’’

Cornett 3f.
Überarbeiten der Pfeifen, die Pfeifenmündungen restaurieren.
Originalgetreuer Nachbau der 3 nicht originalen Pfeifen

Mixtur 4f.
Zusammensetzung:
C  1’      2/3’   1/2’     1/3’
c 1 1/3’  1’      2/3’    1/2’
c’ 2’    1 1/3’     1’      2/3’
c’’ 2 2/3’  2’    1 1/3’   1’
Überarbeiten der Pfeifen, die Pfeifenmündungen restaurieren.
Originalgetreuer Nachbau der 23 nicht originalen Pfeifen

Trompete 8’ Diskant
Rekonstruktion nach wagnerischem Vorbild, Becher Metall, Bleiköpfe im Block

Pfeifenwerk der Wagner Orgel von 1739 in Schönwalde Glien, Brandenburg, Deutschland
Mechanik der Wagner Orgel von 1739 in Schönwalde Glien, Brandenburg, Deutschland
Pedalwellenbrett der Wagner Orgel von 1739 in Schönwalde Glien, Brandenburg, Deutschland

Pedal

Subbass 16
Einzelne Wagner-Pfeifen erhalten, Überarbeitung der Pfeifen Originalgetreuer Nachbau der Holzpfeifenspunde und Griffe

Octave 8’
Einzelne Wagner-Pfeifen erhalten, Überarbeitung der Pfeifen, Holzpfeifen auf Dichtigkeit kontrollieren.  Anlängen der Körper um Stimmtonhöhe und Stimmung zu erreichen

Posaune 8’
Rekonstruktion nach wagnerischem Vorbild, Becher und Stiefel in Holz, Kehlen in Blei (1 Holzbecher erhalten)
Die Rekonstruktion der Mensuren sind anhand von vorhandenen Instrumenten  genau zu ermitteln.
Restaurieren der Pfeifenmündungen  beinhaltet eventuelles Anlängen der Pfeifenkörper in originaler Legierung und Wandstärke.

Tontraktur

Reinigung der gesamten Tontraktur
Reparatur, bzw. originalgetreues Ersetzen der Pergamentgarnierung
Reinigen der Abstrakten
Ersetzen der Drahtbestückung durch für diese Zeit typische Messingdrähte
Austuchungen in den Wellenlagerungen und -ärmchen entfernen, mit der entsprechenden Holzart ausdübeln und gemäß den Achsenstärken bohren und brennen
Reinigen und Überarbeiten der Winkelscheiden
Kunststoffbuchsen der Abzugsdrahtösen entfernen
Abzugsdrahtösen mit Leder neu garnieren
Ersetzen aller Ledermuttern

Wellenbrett der Wagner Orgel von 1739 in Schönwalde Glien, Brandenburg, Deutschland
Tastatur der Wagner Orgel von 1739 in Schönwalde Glien, Brandenburg, Deutschland

Spieltisch

Ausbau der Manualklaviatur.
Neubelegung schadhafter Obertastenbeläge in Elfenbein
Schleifen und polieren der Untertastenbeläge, Kerben nacharbeiten
Seitliche Führungsstifte original ersetzen (momentan durch Gummischläuche überzogen).
Klaviaturauflage originalgetreu in Leder ersetzen
Überarbeitung der Klaviaturbacken und Profilleisten
Restaurierung der Manubrien und ausledern der Schubstangendurchgänge
Verlegen des Motor- und Lichtschalters an die Emporenbrüstung
Verschließen der Löcher im Spieltisch
Erneuern der Registerbeschilderung in Pergament mit schwarzer Tinte beschriftet nach Wagnerschem Vorbild
Einbau einer neuen unauffälligen Beleuchtungsanlage für Spieltisch und Pedal
Rekonstruktion des Pedalklaviers nach Wagner
Stabilisierung der Orgelbank durch Rekonstruktion des Stegs

Legierungen

Bei den neuzubauenden Pfeifen orientieren wir uns streng an der Bauweise (Legierungen, Materialstärken, Labienform, Kernphasen und -stärken) der originalen Pfeifen.
Wagner verwendete folgende Legierungen:

Englisch Zinn  -„ für die Pfeifen im Gesichte„
im 18. und 19. Jh. übliche bleifreie Zinnlegierung mit Zusätzen von Kupfer oder Wismut, in die wegen der Verwendung von engl. Blockzinn oft die Aufschrift „Englisch Zinn“ eingeschlagen ist

Probezinn – für Innenpfeifen Octavregister.
Zehn Zentner Zinn mit einem Zentner Blei.

Metall (Dreylöthig) – für Innenpfeifen.
Zwei Teile Blei und ein Teil Zinn

 

Zu berücksichtigen ist, dass die Orgelmetalle zur damaligen Zeit nicht so sauber  von Verunreinigungen  getrennt werden konnten, wie es uns heute möglich ist.  Diese hatten einen nicht unerheblichen Einfluss auf Klang und Stabilität der Pfeifen. Durch Zugaben werden diese Legierungen heute rekonstruiert.

Kanalanlage - neuer Holzkanal wird erstellt in der Wagner Orgel von 1739 in Schönwalde Glien, Brandenburg, Deutschland

Windlade

Ventilboden, als auch die Kanzellenböden wurden mit einem künstlichen Material abgedichtet, dieses muss entfernt werden.
Abrichten von Fundamentbrett, Schleifen, Dämmen und Stöcken.
Erneuern der Schleifenbelederung.
Entfernung der Abstoppleiste und Abrolleiste.
Neubelederung von Ventilboden und Windladenunterseite.
Originalgetreue Erneuerung aller Beutelpulpeten.
Entfernung der Filz-Lederdichtungen der Tonventile.
Erneuerung der Ventilbelederung mit doppelt Leder (Ventile werden angeschwänzt).
Abzugsdrahtösen (am Ventil) mit Leder neu garnieren.
Tonventile wieder einbauen und den Federdruck der vorhandenen Federn genau auswiegen.
Erneuerung der Spundbelederungen, Spunde müssen wieder auf Originalmass gebracht werden.
Genaue Dichtigkeitsprüfung beider Windladen.
Reinigen und Überarbeiten aller Pfeifenraster und Anhängungen.

Windanlage

Reinigen und Abdichten von Kanälen und Kondukten.
Einbau eines neuen Gebläsemotors
Herstellung und Einbau einer schallisolierten Motorkiste
Einbau des Rollventils in die Motorkiste (Reduzierung der Geräuschentwicklung)
Herstellung und Einbau eines neuen Holzkanals zwischen Rollventil und Balg.
Funktionskontrolle des Drosselventils (Rückschlagklappen)
Entfernung der kompletten Balgbelederungen.
Alle Flexe und Knarrstreifen überprüfen und ggf. austauschen
Originalgetreue Neubelederung der beiden Keilbälge.
Reinigung und Überarbeitung der gesamten Tretanlage
Reinigung und Überarbeitung des Kanaltremulanten.
Reinigung und Überarbeitung der Cymbelsterne.